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Reiten und Pferde

Nein zur Rollkur! Die Nase gehört vor die Senkrechte.

Ist Tierquälerei auch Tierquälerei, wenn man sich nicht bewusst ist, dass man ein Tier quält?
Oder, warum Rollkur, LDR und Hyperflexion Gift für die körperliche und seelische Gesundheit des Pferdes ist.

Ist Tierquälerei auch Tierquälerei, wenn man sich nicht bewusst ist, dass man ein Tier quält? Oder, warum Rollkur, LDR und Hyperflexion Gift für die körperliche und seelische Gesundheit des Pferdes ist.

Ich sehe die aktuellen Bilder in Tokio, ich sehe jedoch auch die Bilder auf unseren heimischen Reitplätzen. Der Unterschied ist gar nicht so groß. Es ist leider völlig normal Pferde zu sehen, die longiert oder geritten werden mit der Nase mehr oder weniger deutlich hinter der Senkrechten.

Je nachdem in welchen Kreisen man sich bewegt, wird das dann LDR, Rollkur oder Hyperflexion genannt. Gemäß FEI-Reglement ist die Anwendung von LDR bis zu 10 Minuten lang auf dem Abreiteplatz offiziell gestattet.

Die Rollkur ist dagegen bei internationalen Wettbewerben auf dem Abreiteplatz verboten.

Aha????!!!!!???? Ist das nicht pervers? Es ist okay 10 Minuten ein Pferd zu quälen (andere nennen es trainieren), aber bitte nicht länger. Soll das gelebter Tierschutz sein? Diese Art zu trainieren treibt das Pferd in die sogenannte erlernte Hilflosigkeit (learned helplessness). Wenn das Pferd resigniert und sich damit aufgegeben hat, dann braucht der Reiter auch keine massive Handeinwirkung mehr. Statt 15 kg reichen dann schon 2 oder 3. Schlechter Scherz von mir.

Das Pferd rollt sich dann schon von alleine ein, weil es gelernt hat, diesem massiven Schmerz im Maul auszuweichen. Nicht mehr gegen den Zügel kämpfen, sich wehren, sondern besser den inneren und äußeren Rückzug antreten. Das spielt den Menschen auf dem Rücken des Pferdes in die Hände. So kann man behaupten, das Pferd wäre ganz „leicht“ in der Hand, man hätte gar keinen Zug auf dem Zügel und könnte auch ganz demonstrativ die Zügel überstreichen und das Pferd würde ja trotzdem in gesagter Haltung bleiben. Das Fazit was daraus gezogen wird, ist die Erkenntnis, dass das gar nicht so schlimm wäre, sonst würde das Pferd sich ja aus der Haltung heraus bewegen.

Das Pferd hat jedoch aufgegeben und befindet sich in der erlernten Hilflosigkeit.

Es wagt nicht mehr, sich zu widersetzen. Und das ist doch der eigentliche Grund, warum diese Methode angewendet wird. Das Pferd muss funktionieren wie eine Maschine, damit man zu jeder Zeit Macht und Kontrolle über das Pferd hat. Entweder weil man „Erfolg auf dem Turnier“ haben möchte, oder weil man eigentlich mit Angst auf dem Pferd sitzt und über den massiven Einsatz der Hand das Pferd bändigen möchte. Dieses Drama fängt leider schon bei den ganz Kleinen an. Da werden Ponys mit oft viel zu kurzen Ausbindern ausgebunden, damit unsere Kinder auf ihnen reiten lernen sollen/dürfen. Hier werden schon die falschen Signale gesendet. So wird es den jungen Menschen am Anfang recht schwer gemacht, Empathie für das Pferd zu entwickeln und überhaupt ein „richtiges Gefühl“ für das reiten zu bekommen. Wer jetzt denkt: „Nee, Rollkur mache ich ja nicht, deswegen ist das bei mir nicht so schlimm, wenn der Kopf etwas hinter der Senkrechten ist“, der irrt. Was tun wir den Pferden an, wenn wir sie auf diese Weise reiten?

Hier folgen nun einige Erklärungen, warum diese Art des Trainings so schädlich für das Pferd ist.

1.) Es ist eine unnatürliche Haltung die das Gleichgewichtsorgan im Innenohr des Pferdes irritiert. Somit hat das Pferd weniger Sinneswahrnehmung über seine eigene Lage im Raum. Balance und Gleichgewicht geht dem Pferd verloren. Das alleine sollte schon Grund genug sein, von dieser Trainingsmethode Abstand zu nehmen.

2.) Das Sichtfeld des Pferdes wird erheblich eingeschränkt. Das alleine sollte schon Grund genug sein, von dieser Trainingsmethode Abstand zu nehmen.

3.) Die Atmung des Pferdes wird erheblich behindert. Das alleine sollte schon Grund genug sein, Abstand von dieser Trainingsmethode zu nehmen.

4.) Ganaschen, Kehlkopf und Speicheldrüse werden gequetscht. Das alleine sollte schon Grund genug sein…..

5.) Die Halswirbelsäule des Pferdes wird gestaucht. Das alleine sollte schon Grund genug sein……

6.) Der Übergang der Halswirbelsäule zur Brustwirbelsäule ( CTÜ) ist gestaucht und sackt nach unten ab, wodurch auch die vordere Brustwirbelsäule samt Widerist absackt. Das alleine……

7.) Eine korrekte Stellung und Biegung ist nicht möglich, weil der Platz für Stellung begrenzt wird durch zwei seitliche Knochenfortsätze des Hinterhauptes. Wenn die Nase hinter die Senkrechte kommt, dann kann es zu einer schmerzhaften Berührung zwischen Fortsatz und Unterkiefer kommen.

Neben den ganzen Schmerzen und Stress den das Pferd dabei empfindet, weil es nicht richtig sehen und atmen kann und Muskulatur dauerhaft überdehnt wird, ist es vor allem nicht möglich mit dieser „Trainingsmethode“ ein Pferd in korrekter Stellung und Biegung zu reiten. Durch die abgesackte vordere Brustwirbelsäule kann sich das Pferd niemals versammeln. Der Widerist kann nicht angehoben werden. Damit ist das Pferd nicht in der Lage sich und den Reiter gesund zu tragen. Fredy Knie hat einmal gesagt: „Dressur muss sichtbar gewordene Liebe sein.“ Ich möchte diesen Satz etwas umformulieren: Reiten muss sichtbar gewordene Liebe sein.

Wenn Pferd und Reiter strahlen, dann hat die Liebe gesiegt.