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Reiten und Pferde

Über Freundschaft und Reitkunst oder „Was muss mein Pferd alles lernen?“

Wolke ist jetzt 7 Jahre alt und kann alles. Piaffe, Passage, Galoppwechsel und was es sonst noch so alles gibt.
Sie macht das mit so einer Leichtigkeit und Eleganz, über die ich nur staunen kann. Sie beherrscht auch die Schulen über der Erde, wobei mir diese Tatsache ein wenig Angst macht.

Wolke ist jetzt 7 Jahre alt und kann alles. Piaffe, Passage, Galoppwechsel und was es sonst noch so alles gibt. Sie macht das mit so einer Leichtigkeit und Eleganz, über die ich nur staunen kann. Sie beherrscht auch die Schulen über der Erde, wobei mir diese Tatsache ein wenig Angst macht.

Bin ich so eine brillante Ausbilderin und Reiterin?

Kann ich nicht unbedingt von mir sagen. Wolke kann und konnte das alles schon zu einer Zeit, als ich sie noch nicht mal geritten bin. Sie hat es mir gezeigt in der Freiarbeit oder wenn sie mit ihren Kumpels auf der Weide gespielt hat.

Da wurde mir klar, dass die eigentliche Kunst des Reitens wohl ist, die Bewegungen und Talente des Pferdes nicht zu hemmen oder gar zu zerstören, sondern vielmehr das Pferd beim reiten in die selbe Stimmung zu versetzen und sich so bewegen zu lassen, wie es sich ohne Reiter bewegen würde, wenn es sich richtig stolz fühlt und in Poserlaune ist.

Das bedeutet jedoch vom Reiter ein hohes Maß an Losgelassenheit.

Und ein hohes Maß an Vertrauen zum Pferd. Ein hohes Maß an Selbstreflexion und Bescheidenheit, um sich in den Dienst des Pferdes zu stellen, statt sich das Pferd zum Untertan und damit gefügig zu machen.

Wolke ist meine Freundin, meine Lehrerin, ein Teil von mir, aber vor allem ist sie: SIE SELBST.

Natürlich muss sie lernen die Reiterhilfen zu verstehen. Was bedeutet mein Sitz, mein Bein, meine Hand? Und natürlich soll und darf sie sich nur in dem Rahmen bewegen, den ich ihr gestatte. Sonst würde es einfach gefährlich werden. Aber mein Rahmen gibt ihr Raum sich selbst zu zeigen und sich auszudrücken.

Niemals soll mein Rahmen für sie zu klein sein. Ich fordere und fördere Wolke nach besten Wissen und Gewissen. Ich lasse ihr und mir Zeit sich körperlich und emotional zu entwickeln. Ich hüte mich davor, sie trotz ihrer Talente zu überfordern.

Deshalb gibt es auch noch ķeine Piaffe, keine Passage, keine Galoppwechsel mit mir oben drauf.

Wolke ist erst 7 Jahre alt. Wir haben noch viel Zeit.

Diese Zeit verbringen wir sehr gerne zusammen im Gelände. Für mich gehört ein Pferd ins Gelände. Hier erschließt sich dem Pferd der volle Sinn des Reitens. Hier ist das Pferd in seiner „natürlichen“ Umgebung und kann sich „frei“ fühlen. Natürlich und frei in „…“, weil das ja nun mal relativ ist.

Heute zum Beispiel habe ich Zeit mit meiner Freundin im Gelände verbracht. Wir haben die gemeinsame Zeit genossen. Wir sind einen gemeinsamen Weg gegangen. Manchmal waren wir uns nicht ganz einig, wie schnell wir diesen Weg gemeinsam gehen wollen. Letztendlich haben wir dann immer wieder im Gespräch einen guten Kompromiss gefunden.

Jeder durfte mal der „Bestimmer“ sein. Wir waren gemeinsam mutig und haben alle Hindernisse gemeinsam überwunden. Manchmal kannte Wolke den besseren Weg, manchmal ich. Manchmal waren wir beide ratlos, aber waren uns einig, dass wir dass schon gemeinsam schaffen werden.

Danke meine liebe Freundin, dass du da bist und mich trägst und mit mir durch dick und dünn gehst.